
Bühnenkampf - stage combat - escrime artistique
Hier sollen Fragen beantwortet werden, was mich, meine Gruppe oder allgemein Bühnenkampf betrifft.
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Wie "kommt" man zum Bühnenkampf?
Während meiner Schulzeit schickte mich mein Theaterlehrer auf ein Workshopwochenende mit "Bühnenkampf", damit ich danach versuchen könnte, die Kämpfe in Parzival zu choreographieren. Anfangs unsicher, wurde mir immer mehr bewusst, wie interessant, vielseitig, fordernd und vor allem unabdingbar Bühnenkampf für viele Stücke ist.
Nachdem alles glatt ging und die Kämpfe erfolgreich, sicher, aber actiongeladen präsentiert wurden, habe, wurde diese Erfahrung zu meiner Leidenschaft. Seither bilde ich mich regelmäßig weiter, hatte an der Universität Regensburg oder an Filmsets Möglichkeiten, meine Affinität weiterzugeben.
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Ist Bühnenkampf denn nicht gefährlich?
Ja und nein.
Bühnenkampf ist nicht gefährlicher als jeder andere Sport wie Fußball, Karate oder Turmspringen.
Verletzen kann man sich überall. Grundsätzlich arbeiten wir beim Bühnenkampf nicht mit Schutzkleidung, da diese uns eher behindern kann und zudem keinen wirklichen Zweck erfüllt.
Wenn ich vom 10 Meter-Turm springe und weiß, wie ich keinen Bauchklatscher hinlege, minimiert sich das Gefahrenpotential. So ist es beim Bühnenkampf auch.
Wenn ich weiß, wie ich meine Paraden, Angriffe und Bewegungen korrekt ausführe, wird das Verletzungsrisiko minimiert. Zudem kommt, dass jeder Schritt und jeder Hieb vorher aufs Genaueste geplant ist, d.h. es gibt keine Überraschungen mehr.
Es ist richtig, dass wir oft mit Waffen umgehen müssen. Dennoch sind auch diese extra dafür so beschaffen, dass auch hier das Unfallrisiko reduziert wird. Z.B. sind alle Waffen immer stumpf und nicht spitz. Nichtsdestotrotz ist ein richtiger Umgang ohne Frage erforderlich, denn man kann auch mit einer Gabel verletzen, auch wenn diese noch so gut stumpf gemacht wurde.
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Kann ich Bühnenkampf erlernen? Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?
Ja, generell kann jeder und auch jede lernen, auf der Bühne Kämpfe darzustellen.
Vorraussetzungen gibt grundsätzlich keine. Selbst mit Behinderung ist Bühnenkampf möglich.
Von Vorteil kann sein: Konzentration, Respekt im Umgang mit Waffen, Teamfähigkeit, Koordinationsfähigkeit, bis zu einem gewissen Grad Rhythmusgefühl, Ausdauer, Präsenz, Aussstrahlung, Wissen um Gewalt und seine Auswirkung
Aber: All das lehre, übe und erweitere ich in meinen Workshops, sodass jede(r) die Chance hat, sich selbst zu überwinden und sich zu fokussieren, um am Ende einen Kampf verletzungsfrei präsentieren zu können.
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Bühnenkampf... ist das nicht so wie ...?
Die Kurzantwort: Jein, mit Tendenz zu nein.
1. Schaukampf: ist meistens nicht sehr stet und die schauspielereische Seite tritt in der Hintergrund, meist auch wenig Kontext. Den meisten Schaukämpfen mangelt es an Tiefe, Handlung, Rhythmus, Spannung, Charakter etc.
2. historisches Fechten: historische Akkuratesse ist nicht das (wichtigste) Ziel von Bühnenkampf. Dennoch kann man natürlich historische Einflüsse einbauen, wenn es der Szene dient. Der Umgang mit Waffen kann von Vorteil für Bühnenkampf sein.
3. Raufen, Prügeln, Wrestling: All das kann gefordert sein, jedoch ist dies auf der Bühne nicht unkoordiniertes improvisiertes Gerangel, sondern ein präzise einstudierter Ablauf.
4. Wettbewerb: Es geht nicht darum zu gewinnen. Kein Kämpfer ist besser als der andere. "Gewonnen" hat man nur dann, wenn das Publikum die (Illusion der) Gefahr miterlebt und dem Kampf folgen kann und sich unterhalten fühlt.
5. Larp- Kampf: Beim Bühnenkampf werden Techniken eindeutig für alle festgelegt, sowie Trefferflächen, Angriffe und Paraden sehr exakt geplant. Der darstellende Aspekt von LARP kann dennoch von Nutzen sein, sowie das Wissen, um die eigenen körperlichen Möglichkeiten.
6. Sportfechten: Es gilt nicht, den anderen zu treffen, so dass das Gegenüber überrascht wird. Zudem trägt man im Bühnenkampf keine oder wenig Schutzkleidung, die aufgrund exakt geplanter Schritte und Schläge nicht notwendig sind. Außerdem hat Bühnenkampf die Möglichkeit die dritte Dimension mit einzubeziehen.
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Welche Waffen kann man auf der Bühne verwenden?
Das ist in der Tat keine leichte Frage. Es gibt extra Bühnenwaffen, die nur dafür gedacht sind und meist ohne Bedenken (natürlich nur mit der richtigen Handhabung) verwendbar sind. Leider sind genau solche Waffen meist unerschwinglich, es sei denn man hat ein ordentliches Theaterbudget.
Für alle anderen kann ich ein paar Empfehlungen aussprechen für Waffen, die ich verwende, weil sie gewissen Standards, die für die Bühne unerlässlich sind, aufweisen.
1. Sportfechtsäbel und evtl. -degen: nicht scharf, nicht spitz, flexibel, erschwinglich und dennoch robust und einigermaßen langlebig
2. Bokken (Holzvariante eines japanischen Katanas): günstig, robust, mit einer und auch zwei Händen führbar (Achtung, sie werden irgendwann anfangen zu splittern!)
3. Escrima-Stöcke: aus Rattan, robust, auch sehr günstig, vielseitig einsetzbar
4. Larp-Waffen (bedingt): Nicht unbedingt billig, aber durch Schaumstoff um einiges ungefährlicher als Stahl oder Holz.